Lernerorientierung
Inhaltsverzeichnis: |
---|
Die Lernerorientierung ist ein pädagogisches Paradigma, dass eine didaktische Binnendifferenzierung von Unterricht zum Ziel hat, um das Unterrichtsgeschehen systematisch auf die Lernenden auszurichten. Ein synonym verwandter Begriff ist die Schüler*innenorientierung im Unterricht. Die Unterrichtsgestaltung richtet sich dabei zum Beispiel auf die individuelle Inhaltsauswahl, das Lerntempo und das Aufgabenniveau. |
Im Unterricht wird Lernen durch verschiedene Interventionsarten wahrscheinlich (vgl. Trense 2009, S. 52). Lehren und Lernen sind dabei die beiden Kristallisationspunkte für didaktisches Handeln. Sie beinhalten dabei sowohl die Vermittlungs- als auch die Aneignungsprozesse in einem didaktischen Setting. Wuttke et al. (2008, S. 101) identifizierten in einer Untersuchung am Beispiel eines Buchführungsunterrichtes dazu drei Gruppen von Lehrpersonen:
Das zentrale Unterscheidungsmerkmal dieser Typen ist dabei, dass die Typen mit einer Lehrer*innen-Orientierung ehe ein Instruktionsdesign von Unterricht verwirklichen und die Typen der Lerner*innen-Orientierung eher eine konstruktivistische Perspektive auf das Lehr- und Lernhandeln einnehmen. Die Orientierung auf die Lernenden ist dabei nicht nur eine Haltung der Lehrperson, sondern ein weitgehend anerkanntes pädagogisches Paradigma, was Unterricht aus der Perspektive der Lernenden betrachtet und bewertet. Ziel ist die Gestaltung individueller Lehr-Lern-Arrangements, im Sinne eines differenzierten Lernsettings, zum Beispiel bei einem E-Learning-Ansatz (vgl. Ehlers 2004, S. 29) oder bei offenen Unterrichtskonzepten. Das Paradigma der Lerner*innenorientierung soll dabei Lernmöglichkeiten und Supportstrukturen, bzw. –angebote in einem wechselseitigen Beziehungsverhältnis entfalten, damit die Bedürfnisse der Schüler*innen im Fokus des didaktischen Handelns stehen (vgl. Tödt 2009, S. 129ff.). Dieser Fokus soll sicherstellen, dass die „[…] Unterrichtsinhalte, Anspruchsniveau und Unterrichtstempo […]“ auf die Bedürfnisse und Bedingungen der Lernenden abgestimmt sind (Helmke 2006 zitiert nach Kniffka & Siebert-Ott 2009, S. 106). Darüber hinaus besteht mit der Orientierung auf die Lernenden die Annahme, die Lerner*innen dazu zu befähigen, autonom und selbstbestimmt Lernstrategien zu entwickeln, in dem der Prozess der Auseinandersetzung mit den Inhalten stärker von Lehrenden auf die Lernenden verschoben wird. „Angestrebt ist der selbstständige Lerner, der im Rahmen des Unterrichts durch eine erhöhte Selbststeuerung und Eigenverantwortlichkeit, Reflexion und Kontrolle seiner passiven Rolle aufgibt und zum aktiven Mitgestalter des Lernprozesses wird. Damit ändern sich natürlich auch die Rolle und das Selbstverständnis des Lehrers.“ (Storch 2008, S. 22). Mit der Orientierung der inneren Haltung der Lehrperson auf die Schüler*innen, wird die Indiviualität und Personalität der Schüler*innen anerkannt (vgl. Schröder 2002, S. 153). |
Angemessenheit
Erfahrungsorientierter Unterricht Handlungsorientierter Unterricht |
Ehlers, U.-D.: Erfolgsfaktoren E-Learning: Die Sicht der Lernenden und mediendidaktische Konsequenzen. In: Tergan, S.-O. & Schenkel, P. (Hrsg.): Was mach E-Learning erfolgreich? Grundlagen und Instrumente der Qualitätsbeurteilung. Heidelberg: Springer Verlag. 2005, S. 29 – 50.
Kniffka, G. & Sieber-Ott, G.: Deutsch als Zweitsprache. Lehren und Lernen. 2. Auflage. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh. Schröder, H.: Lernen – Lehren – Unterricht. 2. Auflage. München: Oldenbourg Verlag. Storch, G.: Deutsch als Fremdsprache – Eine Didaktik. 3. Auflage. Paderborn: Fink Verlag. Tödt, K.: Lernerorientierte Qualitätstestierung für Kindertagesstätten. In: Altgeld, K. & Stöbe-Blossey, S. (Hrsg.): Qualitätsmanagement in der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 125 – 140. Trense, S.: Gelungene Begründungen der lernerorientierten Qualitätsentwicklung in Selbstreporten der Weiterbildungsorganisationen. In: Dehn, C. (Hrsg.): Pädagogische Qualität. Einflussfaktoren und Wirkmechanismen. Hannover: Expressum Verlag. 2009, S. 52 – 68. Wuttke, E. & Seifried, J. & Mindich, A.: Umgang mit Fehlern und Ungewissheit im Unterricht – Entwicklung eines Beobachtungsinstruments und erste empirische Befunde. In: Gläser-Zirkuda, M. & Seifried, J. (Hrsg.): Lehrerexpertise. Analyse und Bedeutung unterrichtlichen Handelns. Münster: Waxmann Verlag. 2008, S. 91 – 112. |
Dittler, U. & Krameritsch, N. & Nistor, N. & Schwarz, C. & Thillosen, A. (Hrsg.): E-Learning: Eine Zwischenbilanz. Münster: Waxmann. 2009.
Erhart, F. & Zech, R. (Hrsg.): Herausforderung meistern. Lernerorientierte Qualitätsentwicklung in Bildungsorganisationen der Wirtschaft und des Gesundheitswesens. Hannover: Expressum Verlag, 2009. Kestle, F.: Einführung in die Didaktik des Geographieunterrichts. Wiesbaden: Klinkhardt. 2002. Reich, K.: Konstruktivistische Didaktik. Lehr- und Studienbuch mit Methodenpool. 4.Auflage. Weinheim: Beltz Verlag. 2008. Rinschede, G.: Geographiedidaktik. 3. Auflage. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh. 2007. |
Wir weisen darauf hin, dass die aufgelisteten Seiten nicht Teil des Didagma-Projektes sind. Daher übernehmen wir keine Haftung für die Inhalte und die Richtigkeit dieser Seiten. Falls der Link defekt, oder der Seiteninhalt unpassend sein sollte würden wir uns freuen darüber informiert zu werden. |
Verantwortlich: Rolf Arnold, FB Pädagogik, TU Kaiserslautern und Thomas Prescher;
« Back to Glossary Index