Kompetenzmessung

Kurzdefinition:
Kompetenzmessverfahren dienen der Bestimmung von Schüler*innenkompetenzen, um diese mit Blick auf Kompetenzklassen und –gruppen einzuschätzen. Das Zusammenspiel verschiedener qualitativer und/oder quantitativer Methoden charakterisiert ein Kompetenzmessverfahren. Ziel der Kompetenzbeobachtung ist die Kompetenzbewertung und -entwicklung von Schüler*innen.
Beschreibung:
Schüler*innenleistungen werden vielfach als Ausdruck spezifischer Kompetenzen, so beispielsweise als Lesekompetenz oder mathematische Kompetenz angesehen. Diese Kompetenzen werden mit Hilfe von Tests gemessen (vgl. Bos et al. 2009, S. 565).

Methoden der Kompetenzmessung

  • Aufgabenformate

Innerhalb der standardisierten Kompetenzmessungen werden geschlossene und offene Aufgaben angewandt. Bei geschlossenen Aufgaben müssen die Schüler*innen innerhalb von festgelegten Antwortmöglichkeiten auswählen. Offene Antwortformate bedeuten für die Schüler*innen, dass sie ohne Vorgabe eine Antwort auf die Aufgabe finden müssen. Entsprechend ihrer Qualität werden diese Antworten dann mit Punkten bewertet. Geschlossene Formate haben den Vorteil, dass sie zeitsparend mit Hilfe von Computertechnologie ausgewertet werden können (vgl. Bos et al. 2009, S. 566).

  • Kompetenzstufenorientierte Leistungstests

In Schulleistungsstudien werden die Kompetenzen für bestimmte erreichte Stufen mittels einer sachbezogenen Bezugsnorm beschrieben. Dadurch wird verdeutlicht, was die getesteten Schüler*innen können und über welche Kompetenzen sie in den jeweiligen Bereich verfügen. Unterschiedliche Kompetenzstufen werden inhaltlich definiert. Dafür werden Aufgaben mit ähnlichen Anforderungsprofilen gruppiert und von Aufgaben mit anderen Anforderungsprofilen unterschieden. Die Lehrkräfte haben durch den Einsatz von kompetenzstufenorientierten Aufgaben die Möglichkeit, die Kompetenzen der Schüler*innen zu bestimmen und eine individuelle Förderung zu ermöglichen. (vgl. Bos et al 2009, S. 568-569).

Erfassung spezifischer Kompetenzen in PISA

PISA ist ein von der OECD durchgeführtes Programm, in dem vergleichende Daten über die Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme in den einzelnen Ländern gewonnen werden sollen. Die im Rahmen der PISA-Studie erfassten Kompetenzen werden als zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Leben in modernen Industriegesellschaften betrachtet. Innerhalb der Studien werden die Kompetenzen von 15-jährigen Schüler*innen erfasst (vgl. Hartig & Klieme 2006, S. 137).

  • Beispiel Lesekompetenz (PISA 2000)

Die Kompetenzdefinition im Sinne von PISA bezieht sich auf muttersprachliche Kompetenz und meint „[…] die Fähigkeit, geschriebene Texte unterschiedlicher Art in ihren Aussagen, ihren Absichten und ihrer formalen Struktur zu verstehen und in einen größeren sinnstiftenden Zusammenhang einordnen zu können sowie in der Lage zu sein, Texte für verschiedene Zwecke sachgerecht zu nutzen.“ (Baumert et al. 2001, S. 290). Die zu bearbeitenden Leseaufgaben beziehen sich auf verschiedene Textformen wie auch Diagramme oder Tabellen. Bezüglich dieser Texte müssen Aufgaben innerhalb von geschlossen Formaten oder auch kurzen offenen Antworten gelöst werden (vgl. Hartig & Klieme 2006, S. 137).

Charakteristisch für die Struktur der PISA-Lesekompetenz ist die Aufgabenart, die Form und Struktur des Lesestoffs sowie der Zweck, für den der Text geschrieben wurde. Bezüglich der Aufgabenart werden drei Kompetenzskalen gebildet, darunter Informationen ermitteln, textbezogenes Interpretieren, Reflektieren und Bewerten. Zwischen diesen Skalen gibt es keine hierarchische Bewertung, sie werden als gleichwertig betrachtet. Innerhalb dieser Skalen gibt es jedoch leichtere und schwierigere Aufgaben. Jede der Skalen wird in fünf Kompetenzniveaus unterteilt. Diesen Niveaus entsprechen spezifische Aufgaben die jeweils unterschiedliche Schwierigkeitsgrade haben. Zwischen diesen Niveaus sind die Schwellen so angeordnet, dass sie für jede Skala bei der gleichen Punktzahl liegen. Schüler*innen sollten innerhalb eines Niveaus sollten mindestens die Hälfte der zugewiesenen Aufgaben erledigen können (vgl. Hartig & Klieme 2006, S. 137).

Die Anforderungen an das Niveau 1 sind gemessen an den Anforderungen des realen Lebens niedrig. Wenn Schüler*innen unter diesem Niveau liegen werden sie als Risikogruppe betrachtet, die mit voraussichtlichen Problemen im Berufsleben konfrontiert werden. Die Leistungen der Schüler*innen innerhalb der OECD Länder liegen bei 12,1% der Schüler*innen auf der Niveaustufe 1 und 6,3% unter der Niveaustufe 1. Das höchste Lesekompetenz-Niveau erreichten 9,4% der Schüler*innen (vgl. Hartig & Klieme 2006, S. 138).

Interne Verweise:
Beobachtungs- und Bewertungsfehler

Bildungsstandards

Curriculum

Differenzierung

Erfahrungsorientierter Unterricht

Gütekriterien

Kausalattribution

Lernerfolgsmessung

Notengebung

Schlüsselqualifikationen

Verwendete Quellen:
Baumert, J. & Stanat, P./& Demmrich A.: PISA 2000: Untersuchungsgegenstand, theoretische Grundlagen und Durchführung der Studie. In: Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.) PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich. Opladen: Leske + Budrich. 2001.

Bos, W. & Voss, A. & Goy, M.: Leistung und Leistungsmessung. In: Andresen, S. & Casal, R. & Gabriel, T. & Horlacher, R. & Larcher Klee, S. & Oelkers, J. & Othmer, R. (Hrsg.): Handwörterbuch Erziehungswissenschaft. Weinheim: Beltz Verlag. 2009. S.563-576.

Erpenbeck, J. & Rosenstiel, L. von: Einführung. In: Erpenbeck, J. & Rosenstiel, L. von (Hrsg.) Handbuch Kompetenzmessung. 2. Auflage. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag. 2007, S. XVII-XLVI.

Hartig, J. & Klieme, E.: Kompetenz und Kompetenzdiagnostik. In: Schweizer, K. (Hrsg.): Leistung und Leistungsdiagnostik. Berlin: Springer Verlag. 2006. S. 127-143.

Weiterführende Literatur:
Erpenbeck, J.: Das Unmessliche messbar machen – Lernkultur und Kompetenzmessung im Unternehmen. In: Kompetenzmessung im Unternehmen. Lernkultur- und Kompetenzanalysen im:betrieblichen Umfeld, Münster 2005, S. 11 – 19.

Kauertz, A. & Fischer, H. E. & Lau, A. & Neumann, K.: Kompetenzmessung durch Leistungstests – Hilfe oder Druckmittel?. Mathematisch-naturwissenschaftlicher Unterricht, 61 (2), 2008, 75-79.

Tippelt, R. & Edelmann, D.: Kompetenz – Kompetenzmessung: Ein (kritischer) Überblick. hiba Durchblick 3/2004.

Internetverweise:
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Grünkorn, J.: Kompetenzen und die Herausforderungen, sie zu messen

Erpenbeck, J. et al.: Einleitung Handbuch Kompetenzmessung

Materialien:

Verantwortlich: Rolf Arnold, FB Pädagogik, TU Kaiserslautern und Anne John; Thomas Prescher;

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