Didaktische Struktur und Entscheidungsebenen

Kurzdefinition:

Didaktische Struktur- und Entscheidungsebenen haben eine regulative Funktion, um Grundsätze der Gestaltung von Unterricht, basierend auf systematisierenden Erfahrungen, zur Verfügung zu haben. Die Struktur- und Entscheidungsebenen bilden einen Begründungszusammenhang für das konkrete Vorgehen in einer Unterrichtseinheit.

Beschreibung:

In diesem Sinne zeichnen sich gute Pädagog*innen im Unterricht dadurch aus, dass sie über die vier von Flechsig & Haller (1975, S. 20) vorgeschlagenen Qualifikationen verfügt:

  • „Kontextverständnis
  • Zielsetzungs- und Entscheidungsfähigkeit
  • Repertoire alternativer Handlungsmuster
  • Beurteilungsfähigkeit“.

Lernarrangements lassen sich danach unterscheiden, ob Lernprozesse durch Lehren im Sinne von fremdgesteuerten Impulsen stattfinden oder Lehren selbstgesteuertes Lernen intendiert. Diese Unterscheidung nach Selbst- und Fremdsteuerung ist dabei nicht absolut, sondern ein fließendes Kontinuum: Es lassen sich daher Lehr-Lern-Arrangements als Untergruppe des Lernarrangements unterscheiden. Methodik ist die Wissenschaft und Lehre von den Methoden für Unterricht und Unterweisung und schließt den Bereich der Medien ein.

Das Arrangement der Umgebungsbedingungen soll Lernen wahrscheinlich werden lassen, z.B. soll bei der Unterweisung durch Nachmachen ein imitierendes Lernen erreicht werden. Damit kann verdeutlicht werden, dass unterschiedliche theoretische Orientierungen vorliegen – sie reichen von der Konstruktion bis zur Instruktion bei Drill und Practice-Übungen. Je nachdem wie gelernt werden soll und welche Ziele mit einer Methode erreicht werden können, spricht man von einer didaktischen Position (vgl. Bonz 2006, S. 15).

Methode bezeichnet dabei die Abfolge und Veränderungen von Lern-Arrangements. Das Lern-Arrangement bezeichnet z.B. das Arrangement einer Anfangssituation. Die Begründung methodischer Entscheidungen basiert dabei auf methodischen Struktur- und Entscheidungsebenen als sogenannte didaktische Handlungsebenen, da sachlogische Aspekte umfassend begründet werden müssen. Bei der methodischen Entscheidung lassen sich epochenbedingte Tendenzen als Pendelschlag identifizieren, die zwischen Führen und Wachsen variieren. Bonz (2006, S. 16 ff.) unterscheidet folgende Ebenen:

Abbildung: Methodische Entscheidungsebenen.

Quelle: Eigene Darstellung nach Bonz 2006, S. 19.

  • Gesamtkonzeption: Hier werden grundsätzlich Entscheidungen formuliert, z.B. Entscheidung über Selbststeuerung vs. Fremdsteuerung oder linear-zielgerichtet vs. offen oder deduktiv vs. induktiv (vgl. Bonz 2006, S. 23-26).
  • Aktionsformen: Die Aktionsform ist die Kennzeichnung, in welcher Form Einfluss auf die Lerner*innen genommen wird. Indirekte Aktionsformen ergeben sich zum Beispiel durch das Lehrhandeln, bei dem mittelbare Lernprozesse über ein Medium angeregt werden. Die Lehrperson verzichtet hier direkt auf Steuerung im Sinne einer Lerner*innenzentrierung. Direkte Aktionsformen, die eine Aufforderung und Anstöße beinhalten, werden als Lehrer*innenzentrierung bezeichnet, z.B. Frontalunterricht (vgl. Bonz 2006, S. 27-28).
  • Sozialformen: Sozialformen sind die äußere soziale Organisationsform der Lehr-Lern-Prozesse mit entsprechenden Interaktionsmöglichkeiten. Sozialformen sind z.B. die Großgruppe als Frontalunterricht oder Lehrgespräch, Gruppenarbeit sowie Alleinarbeit. Diese Entscheidung wirkt sich auf die Sitzordnung aus, z.B. als Blockform, Kreis, Hufeisen oder Gruppenarbeitstische (vgl. Bonz 2006, S. 29-33).
  • Artikulation: Die Gliederung des Unterrichts lässt sich in Schritte, Phasen oder Stufen einteilen. Dies wird auch als Formalstufen bezeichnet – z.B. VENÜ: Vormachen – Erklären – Nachmachen – Üben, oder Anschauen, Denken, Anwenden – oder Musterbeispiel, Merkregel, Aufgabe (vgl. Bonz 2006, S. 34-37).
  • Lehrbegriffe: Die Grundakte des methodischen Handelns sind Lehrbegriffe. Sie dienen der Umsetzung des Inhalts im Unterricht z.B. als Fragen, Impulse, Visualisierungen, Aufgaben, Gesprächsführung, Vorführen, Schildern usw. Ziel ist das Dirigieren, Motivieren, Aktivieren, Zensieren, Strukturieren, Steuern, Initiieren, Organisieren (vgl. Bonz 2006, S. 37-41).
  • Medien: Medien unterstützen den Lehr-Lern-Prozess in der direkten oder indirekten Aktionsform – d.h. Lehrmittel oder Lernmittel. Medien dienen als Kommunikationsmittel im Rahmen des didaktischen Handelns.
Interne Verweise:
Didaktische Handlungsebenen
Verwendete Quellen:
Bonz, B.: Lernarrangements in der Berufsaubildung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag – Hohengehren. 2006.

Flechsig, K.-H. & Haller, H.-D.: Einführung in didaktisches Handeln. Stuttgart: Klett Verlag. 1975.

Weiterführende Literatur:
Menk, P.: Unterricht was ist das? Eine Einführung in die Didaktik. Norderstedt: Books on demand. 2006.

Meueler, E.: Didaktik der Erwachsenenbildung/Weiterbildung als offenes Projekt. In: Tippelt, R. (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Opladen: Leske & Budrich. 1994. S. 615-628.

Moriz, W.: Unterrichtswissenschaften. Theorien des Lehrens und Lernens und berufspädagogische Handlungskompetenz. Norderstedt: Books on demand. 2007.

Nezel, I.: Allgemeine Didaktik der Erwachsenenbildung. Bern: Haupt Verlag. 1992.

Internetverweise:

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Didaktik und Methoden

Didaktische Handlungsebenen

Materialien:
didaktische Struktur und Entscheidungsebenen

Verantwortlich: Rolf Arnold, FB Pädagogik, TU Kaiserslautern und Thomas Prescher

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