W-Fragen der allgemeinen Didaktik

Kurzdefinition:
Die W-Fragen dienen dazu, die Aufgaben und den Gegenstand der allgemeinen Didaktik auf anschauliche Weise zu beschreiben.
Beschreibung:
Als zentrale Aufgabe der Didaktik sehen Jank & Mayer (2007) die Unterstützung von Schüler/innen und Lehrer/innen beim Lernen und Lehren. Gegenstand der Didaktik ist also deren didaktisches Handeln im weitesten Sinne. Didaktik wird somit nicht als Grundlage, sondern als Handlungswissenschaft gesehen. Zwar gelten im Rahmen didaktischer Forschung auch das Gütekriterien naturwissenschaftlicher Forschung, die Objektivität, jedoch kommen „[…] dort, wo es um die Bewertung von Handlungsempfehlungen geht, […] die Gütekriterien der ethischen Akzeptierbarkeit, der Brauchbarkeit und der Fruchtbarkeit des Theoriewissens für die Gestaltung und Verbesserung von Lehr-Lern-Prozessen hinzu“ (Jank & Meyer 2007, S.16). Es wird jedoch betont, dass Didaktik nicht nur „aus der Praxis für die Praxis“ arbeitet, sondern sehr wohl auch die Klärung theoretischer Grundlagen und empirische Analysen in ihre Aufgaben einschließt.

Jank & Meyer (2007, S. 17ff.) erläutern den Gegenstand der Didaktik in anschaulicher Weise anhand von neun W-Fagen. „Qualität von Unterricht ist davon abhängig, inwieweit jede einzelne sogenannte ´W-Frage´ im Lichte der anderen ´W-Fragen´ geprüft wird.“ (Fell 2008, S. 34). D.h., die Frage nach dem wer lernt, muss immer mit der Frage nach dem wo kombiniert werden. Mit Hilfe der Beantwortung lassen sich dann auch gut formulierte Unterrichtsziele definieren, da Ziele, Ressourcen und Zeiten u.a. miteinander kombiniert werden (vgl. Meier 2006, S. 346).

Die neun W-Fragen:

Wer soll lernen? Nicht nur Schüler/innen müssen lernen! „Der Mensch muss lernen, weil er sonst nicht überleben könnte. Die Gesellschaft als Ganzes muss ebenfalls weiterlernen, weil sie sonst zugrunde ginge.“ (Jank & Meyer 2007, S.17).

Was soll gelernt werden? Es scheint klar: Es geht um Lehr- und Lerninhalte, um Lehrpläne und Curricular. Aber:

  • Woher kommen eigentlich die Unterrichtsinhalte?
  • Nach welchen Kriterien werden diese ausgewählt?
  • Wer trifft die Entscheidungen?

Von Wem soll gelernt werden? Auch diese Frage scheint schnell zu beantworten: Die Lehrer/innen. Selbst wenn man die historische Entwicklung des Lehrer*innenberufs außer Acht lässt, überblickt man doch recht schnell, dass – sieht man einmal von den öffentlichen Schulen ab (Kirchen, Betriebe, Gewerkschaften, etc.) – eben nicht nur von ausgebildeten Lehrer/innen unterrichtet/gelehrt wird. Wer sind diese Personen? Wie sind sie ausgebildet, welche Interessen haben sie?

Wann soll gelernt werden? Die Frage kann

  • entwicklungspsychologisch,
  • lerntheoretisch (methodisch) und
  • curricular (zeitliche Abfolge) gestellt werden.

Bei der Beantwortung dieser Fragen ist die Didaktik nicht „alleine“. Politik, Ökonomie und andere Bereiche sprechen hier mit.

Mit wem soll gelernt werden? Hier geht es im weitesten Sinne nicht lediglich um die Frage einer sinnvollen inneren Differenzierung und methodische Konzepte. An dieser Frage sind auch ganz aktuelle Diskussionen über das Schulsystem insgesamt – also auch der äußeren Differenzierung – festzumachen.

Wo soll gelernt werden? Gemeint sind hier alle „Lernorte“ und das sind alle Orte, auch jenseits der Schule, an denen etwas gelernt werden kann. Und wenn das so ist, bleibt zu klären unter welchen Voraussetzungen dieses Lernen optimal möglich ist.

Wie soll gelernt werden? Hier geht es um Fragen der Lernmethoden, der Formen und Verfahren. Hier nur einige Teilaspekte:

  • Auf welche Weise kann auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen im weitesten Sinne eingegangen werden?
  • Wie kann Unterricht für die Lernenden interessant gestaltet werden?
  • Wie können vor dem Hintergrund des schnellen Wandels gesellschaftlicher und ökonomischer Entwicklungen notwendige Kompetenzen (Schlüsselqualifikationen) entwickelt werden?

Womit soll gelernt werden? Die Frage nach den Lernmedien steht hier im Mittelpunkt. Auch hier nur einige wenige Frageaspekte:

  • Was können die neuen Lernmedien leisten?
  • Wie sind Lernprozesse mit diesen Medien zu gestalten?
  • Welche Kompetenzen sind – bei Lernenden und bei Lehrenden – erforderlich, bzw. zu entwickeln, um mit diesen neuen Angeboten angemessen arbeiten (lernen) zu können?

Wozu soll gelernt werden? Hier geht es um die Frage nach „Bildungsidealen“, wie z.B. Lernen mit dem Ziel „mündiger Staatsbürger“ zu sein. An diesen Wertentscheidungen orientieren sich letztlich auch die didaktischen Entscheidungen und viele Antworten auf die ersten acht Fragen. Insofern ist die Diskussion dieser Frage ebenfalls Gegenstand der Didaktik.

Interne Verweise:
Didaktik
Verwendete Quellen:
Fell, M.: Raumdidaktische Anforderungen an Bildungshäuser und –räume. In: Dehn, C. (Hrsg.): Raum + Lernen – Raum + Leistung. Hannover: Expressum Verlag. 2008. S. 28 – 47.

Jank, W. & Meyer, H.: Didaktische Modelle. 7. Aufl., Berlin: Cornelsen Verlag. 2005.

Meier, R.: Praxis E-Learning. Offenbach: Gabal Verlag. 2006.

Weiterführende Literatur:
Meyer, H.: Türklinkendidaktik: Aufsätze zur Didaktik, Methodik und Schulentwicklung. Berlin: Cornelsen Scriptor. 2001.
Internetverweise:
Wir weisen darauf hin, dass die aufgelisteten Seiten nicht Teil des Didagma-Projektes sind. Daher übernehmen wir keine Haftung für die Inhalte und die Richtigkeit dieser Seiten. Falls der Link defekt, oder der Seiteninhalt unpassend sein sollte würden wir uns freuen darüber informiert zu werden.

Hackel, J.: Didaktische Konzepte hypermedialer Lernumgebungen. Universität Potsdam. Institut für Informatik. Lehrstuhl für Didaktik der Informatik. Diplomarbeit. 2004

W-Fragen Arbeitsblatt

Materialien:

Verantwortlich: Rolf Arnold, FB Pädagogik, TU Kaiserslautern und Hans-Jürgen Wiegerling; Thomas Prescher;

« Back to Glossary Index