Lernfeld
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Mit dem Begriff »Lernfeld« wird ein spezielles Themenfeld bzw. Handlungsfeld im Hinblick auf ein pädagogisches Handeln verstanden (z.B. das Lernfeld Erwachsener oder Soziales Lernfeld Schule). Im Bereich der Didaktik der beruflichen Bildung bezieht sich das Konzept auf abstrakte Themenfelder im Berufsschulunterricht, anhand derer der Rahmenlehrplan ausgerichtet ist. |
Seit dem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) von 1996 ist die Orientierung an Lernfeldern für alle neugeordneten Ausbildungsberufe vorgesehen. Die KMK definiert das Konzept wie folgt:
„Lernfelder sind durch Ziel, Inhalte und Zeitrichtwerte beschriebene thematische Einheiten, die an beruflichen Aufgabenstellungen und Handlungsfeldern orientiert sind und den Arbeits- und Geschäftsprozess reflektieren. Aus der Gesamtheit aller Lernfelder ergibt sich der Beitrag der Berufsschule zur Berufsqualifikation“ (KMK 2000, S. 17). Mit dem Lernfeldkonzept sollten zwei bildungspolitische Zielsetzungen erfüllt werden. Zum einen soll damit eine Anpassung an die sich wandelnden sozialen und ökonomischen Veränderungen erreicht und zum anderen die Umsetzung des Prinzips der Handlungsorientierung im Unterricht an Berufsschulen unterstützt werden (vgl. Müller 2006, S. 59ff.). Lernfelder sind fächerübergreifend auf das Handeln in konkreten beruflichen Situationen ausgerichtet. Dabei sollen die jeweiligen Handlungssituationen möglichst authentisch, situiert und komplex aufgebaut sein („Situationsprinzip“). Das Lernfeldkonzept sieht vor, den Unterricht stärker an tatsächlichen Arbeitsabläufen (Prinzip der Geschäftsprozessorientierung) zu orientieren, was einer ganzheitlich orientierten Vorgehensweise entspricht (vgl. Arnold; Müller 2000, S. 66ff.): „Mit der Einführung des Lernfeldkonzeptes für die Berufsschulen (vgl. KMK 1996) orientieren sich die in den letzten Jahren neu entwickelnden Rahmenlehrpläne nun primär an beruflichen Aufgabenstellungen und Handlungssituationen und beziehen infolgedessen die Ausbildungsanteile der Berufsschule und der Ausbildungsbetriebe stärker aufeinander. Der Berufsschulunterricht ist damit allerdings nicht auf betriebliche Arbeits- und Geschäftsprozesse verengt, sondern verknüpft nun berufliche, gesellschaftliche und individuelle Problemstellungen“ (Vollmer 2006, S. 111). Das Lernfeldkonzept hat deutliche Anlehnungen an eine systemisch-konstruktivistische Didaktik. So liegt auch hier ein Paradigmenwechsel von Instruieren zu Anleiten zugrunde, mit dem eine Betonung der Selbsttätigkeit der Lernenden einhergeht. Gegenüber dem traditionellen Unterricht in Berufsbildenden Schulen beinhaltet ein an Lernfeldern orientierter Unterricht grundlegende Veränderungen. Ein traditioneller Unterricht ist fachsystematisch ausgerichtet, wobei die Gefahr besteht, dass die Lernenden durch ihre rezeptive/ passive Rolle „träges“ Wissen ansammeln. Demgegenüber ist ein lernfeldorientierter Unterricht kompetenz-orientiert ausgerichtet. Die Lernenden übernehmen zunehmend eine aktive Rolle (vgl. KMK 2000). Dies führt aber auch dazu, dass die gesamte Schulentwicklung systemische Veränderung unterworfen ist: Die Veränderungen durch den Lernfeldansatz betreffen nicht nur die Unterrichtsgestaltung, sondern auch die organisatorischen Rahmenbedingungen der Schulen sowie die Anforderungen an die jeweiligen Lehrkräfte (vgl. Tramm 2003, S. 1). Die dem Lernfeldansatz zugrundeliegende Handreichung der Kultusministerkonferenz (KMK) von 1996 (bzw. in aktualisierter Form 2000) besteht aus fünf Teilen: Vorbemerkungen, Bildungsauftrag der Berufsschule, Didaktische Grundsätze, Berufsbezogene Vorbemerkungen und Übersicht über die Lernfelder. Gemäß den didaktischen Grundsätzen des Lernfeldansatzes sollen die Lerninhalte exemplarisch vermittelt werden, basierend auf dem Prinzip der vollständigen Handlung (Informieren, Planen, Entscheiden, Ausführen, Kontrollieren und Bewerten). Es wird dabei die Handlungsorientierung in den Vordergrund gestellt und auf den Einsatz von unterschiedlichen Unterrichtsmethoden verwiesen. Die Lernfelder sind das Ergebnis der aktuellen pädagogischen und psychologischen Forschung. Sie sollen die fachliche Aktualität sichern, einen ganzheitlichen und handlungsorientierten Unterricht fördern, die Lernortkooperation stärken und größere Freiräume in der Schulorganisation schaffen. |
Handlungsorientierter Unterricht |
Arnold, R. & Müller, H.-J.: Berufsbildung: Betriebliche Berufsausbildung, berufliche Schulen, Weiterbildung. In: Krüger, H.-H. & Thomas Rauschenbach (Hrsg.), Einführung in die Arbeitsfelder der Erziehungswissenschaft, Band IV des Einführungskurs in die Erziehungswissenschaft. 3. völlig überarbeitete Auflage. Opladen: Leske und Budrich. 2000. S. 63-92.
KMK: Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz (KMK) für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe (Stand: 15.09.2000). Bonn 1996/2000. Müller, H.-J.: Handlungsorientierte Prüfungen in der beruflichen Fortbildung. Bielefeld, Bundesinstitut für berufliche Bildung, 2006. Tramm, T.: Prozess, System und Systematik als Schlüsselkategorien lernfeldorientierter Curriculumentwicklung. Berufs- und Wirtschaftspädagogik online, Nr. 3, 2003. [http://www.bwpat.de/ausgabe4/tramm_bwpat4.pdf]. Vollmer, T.: Berufsbildendes Schulwesen. In: Arnold, K.-H. & Sandfuchs, U. & Wiechmann J. (Hrsg.), Handbuch Unterricht. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 2006, S. 105-114. |
Euler, D. & Hahn, A.: Wirtschaftsdidaktik. 2. Auflage. Bern: Haupt Verlag. 2007.
KMK – Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder der Bundesrepublik Deutschland: Handreichungen für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz (KMK) für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für Anerkannte Ausbildungsberufe. Bonn 26. 9. 2000. Müller, H.-J.: Handlungsorientierte Prüfungen in der beruflichen Fortbildung. Eine subjekt- und arbeitsprozessorientierte Konzeption für die Konstruktion situationsbezogener Prüfungsmodule am Beispiel der Textilwirtschaft. Bonn: Schriftenreihe des BIBB. 2006. Riedl, A.: Didaktik der beruflichen Bildung. Stuttgart: Steiner. 2004. Tenberg, R.: Didaktik lernfeldstrukturierten Unterrichts: Theorie und Praxis beruflichen Lernens und Lehrens. Hamburg: Verl. Handwerk und Technik [u.a.]. 2006. |
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Verantwortlich: Rolf Arnold, FB Pädagogik, TU Kaiserslautern und Markus Lermen;
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