Digitale Desinformation

Kurzdefinition:
Die Expertengruppe für Fake News und Desinformation der EU-Kommission definiert Desinformation als […] „falsche, ungenaue oder irreführende Informationen, die erfunden, präsentiert und verbreitet werden, um Gewinne zu erzielen oder bewusst öffentlichen Schaden anzurichten“ (European Commission, 2018, S.11).
Beschreibung:
Das digitale Zeitalter ist unter anderem davon gekennzeichnet, dass die Auswahl von Informationsangeboten zunimmt. Noch nie war es so leicht Nachrichten zu finden und zu verbreiten. Die Pluralität von Möglichkeiten der Informationsbeschaffung ist für viele Bereiche gewinnbringend, jedoch nicht ganz ungefährlich, denn wird digitale Desinformation nicht frühzeitig erkannt und von Individuen kritisch überprüft, kann sie erhebliche soziale, ökonomische und politische Schäden anrichten. Allgemein kann man zwischen sieben Arten der Desinformation unterscheiden (Schulz/Neelsen 2019, S.96-98):
 
  1. Satire und Parodie
  2. Falsche Verknüpfung
  3. Irreführender Inhalt
  4. Falscher Kontext
  5. Betrügerischer Inhalt
  6. Manipulierter Inhalt
  7. Erfundener Inhalt

Digitale Desinformation muss nicht unbedingt eine Lüge darstellen, vielmehr reduziert sie komplexe Sachverhalte und lanciert divergierende, teils widersprüchliche Theorien, was eine gut erforschte Taktik von Desinformation ist (Schulze 2019, S.7).
Laut Schulze und Neelsen (2019) ist der Erwerb von Medienkompetenz mittlerweile eine zentrale Aufgabe geworden, um ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft werden zu können, weshalb der Umgang mit verschiedenen Medien erprobt und trainiert werden sollte. Bestätigt wird diese Notwendigkeit mit der Beobachtung, dass Desinformation tendenziell mehr wirkt bei Menschen mit geringer Medienkompetenz und bei solchen, die nur wenige und/oder homogene Medien konsumieren und damit kein breitgefächertes Bild von der Nachrichtenlandschaft bekommen.
Die Verbreitung von digitaler Desinformation und daraus resultierende Schäden begrenzen sich nicht nur auf das Individuum, wie z.B. ein verzerrtes Bild der Medienlandschaft und Weiterverbreitung von Fake News, sondern wirken auch auf die Gesamtbevölkerung, beispielsweise durch die Verbreitung von Desinformation über den Impfstoff, da sich Menschen beeinflussen und sich deswegen möglicherweise nicht impfen lassen. Wenn ein gewisser prozentuale Anteil der Bevölkerung sich nicht impfen lässt, so wirkt sich das auf das Gemeinwohl aus, da keine Herdenimmunität erreicht werden kann (Herwald 2021, S. 24 ff.).
Damit schädlichen Auswirkungen wie diese vermieden werden, ist es besonders wichtig, dass die Medienkritikfähigkeit oder auch die kritische Medienkompetenz gefördert wird. Eine Möglichkeit hierfür ist eine Empowerment-Strategie mittels der das Individuum dazu befähigt wird, manipulative Inhalte im Netz zu erkennen. Dazu zählt das Selbstvertrauen die Fähigkeiten effektiv einsetzen zu können, sowie umfassendes mediales Wissen, um den besten Umgang mit Inhalten digitaler Desinformation zu gewährleisten, durch das Hinterfragen der Kerninformation (Bilder oder Videos, Aussagen), der Meta-Informationen (Überschriften, Autor*innen oder Nutzer*innenbewertungen), sowie des Kontextes (Vertrauenswürdigkeit von Webseiten).
Es gibt auch verschiedene Möglichkeiten die kritische Medienkompetenz gegen digitale Desinformation in den schulischen Unterricht zu integrieren. So wurden in den letzten Jahren Anwendungen, Apps und Websites entwickelt, die den Umgang mit Desinformation trainieren und somit die kritische Medienkompetenz fördern. Hier eine Auflistung von verschiedenen Anwendungen:

Interne Verweise:
Medienkompetenz
Verwendete Quellen:
EU Kommission (2018): A multidimensional-approach to disinformation. In Final report of the High Level Expert Group on Fake News and Online Disinformation. Luxembourg: Publications Office of the European Union

Frischlich, Lena (2019): Kritische Medienkompetenz als Säule demokratischer Resilienz in Zeiten von „Fake News“ und Online-Desinformation | bpb.” Bundeszentrale für politische Bildung, May 2. Abrufbar unter: https://www.bpb.de/gesellschaft/digitales/digitale-desinformation/290527/kritische-medienkompetenz

Herwald, Heiko (2021): Warum Impfungen für Mensch und Gesellschaft so wichtig sind. Ein Überblick für Wissenschaftler, Mediziner und Politiker. Wiesbaden: Springer Nature

Schmitt, Schulz, Christiane /Marten, Neelsen (2019): Risiko „Desinformation“.” In Professionelle Krisenkommunikation: Basiswissen, Impulse und Handlungsempfehlungen für die Praxis, eds. Jana Meißner and Annika Schach. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 95–104.

Schulze, Matthias (2019): Desinformation: Vom Kalten Krieg zum Informationszeitalter | bpb.” Bundeszentrale für politische Bildung, May 2. Abrufbar unter: https://www.bpb.de/gesellschaft/digitales/digitale-desinformation/290487/desinformation-vom-kalten-krieg-zum-informationszeitalter

Weiterführende Literatur:
Baacke, Dieter (1996): Medienkompetenz – Begrifflichkeit und sozialer Wandel. In: Rein, Antje von (Hrsg.): Medienkompetenz als Schlüsselbegriff. Bad Heilbrunn: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 112-124

Sängerlaub, Andreas (2018): Feuerwehr ohne Wasser? Möglichkeiten und Grenzen des Fact-Checkings als Mittel gegen Desinformation. Stiftung Neue Verantwortung.

Internetverweise:
Wir weisen darauf hin, dass die aufgelisteten Seiten nicht Teil des Didagma-Projektes sind. Daher übernehmen wir keine Haftung für die Inhalte und die Richtigkeit dieser Seiten. Falls der Link defekt, oder der Seiteninhalt unpassend sein sollte würden wir uns freuen darüber informiert zu werden.

https://www.bpb.de/Gesellschaft/digitales/digitale-desinformation/ (Zuletzt besucht am 24.02.2021)

Materialien:

Verantwortlich: Atilla Simsek, Student der TU Kaiserslautern, Seminar Medienbildung (TU Kaiserslautern), Nadja Brockmeyer, Dozentin für Medienbildung (Fachdidaktikzentrum, Zentrum für Lehrerbildung) und Christian Scherner Hilfskraft im Zentrum für Lehrerbildung (TU Kaiserslautern).

« Back to Glossary Index