Subjektive Didaktik
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Edmund Kösel entwickelte 1993 die Theorie der subjektiven Didaktik. Dabei wendet er sich gegen die bisherigen alten Didaktiken und gegen das lineare Weltbild.
Nach Kösel ist jeder Lernende ein Individuum mit einer einzigartigen Lernstruktur. Diese gilt es im Zusammenhang mit den Menschen und Institutionen, die an einem Lernprozess beteiligt sind, zu verstehen, um mittels der subjektiven Didaktik eine optimale Lernumgebung zu schaffen. |
Die subjektive Didaktik legt einen systemischen Ansatz zugrunde. Dieser Ansatz begreift die Menschen und Institutionen (Systeme), die sich am Unterricht beteiligen, als handelnde Subjekte in der Umwelt, in der Unterricht geschieht (Milieu) und kommt von dort aus zum Konzept eines geschlossenen Systems, in dem das einzelne Subjekt handelt.
Die Theorie orientiert sich an den Prinzipien der Selbststeuerung und der Selbstorganisation. Jeder Mensch entwickelt demnach eine eigene (einmalige) Struktur und Dynamik, die erkannt, verstanden und akzeptiert werden muss. Deswegen müssen Lernen und Lernorganisationen aus der Perspektive der jeweiligen lernenden Person gesehen werden (vgl. www.new-institut.de; Muster-Wäbs, H., Pillman-Wesche, Ruppel, A. 2004, S. 17). Die Herausforderung für die Lehrer*innen bei der Modellierung von Lernwelten besteht heute darin, eine Lernsituation zu schaffen, in der die Lernenden intrinsisch motiviert die Möglichkeit haben, sich selbst zu bilden, um einen optimalen Lernerfolg zu erzielen. Dabei spielt die Themenzentrierte Interaktion eine tragende Rolle. Das Konzept einer subjektiven Didaktik Der Subjektiven Didaktik liegt keine bestimmte Theorie zugrunde, stattdessen müssen Metatheorien gesucht werden, die verschiedene Bereiche des Denkens und Handelns berücksichtigen, und in denen Praxis und Theorie im Einklang stehen. Um dieses Vorhaben umzusetzen, nennt Edmund Kösel drei wesentliche Grundtheorien, welche die Basis der subjektiven Didaktik bilden: a) Die Systemtheorie nach Humberto Maturana und Francisco Varela b) Die Perspektiven des Radikalen Konstruktivismus nach Heinz von Foerster und Ernst von Glasersfeld c) Die Habitustheorie von Pierre Bordieu Dieser allgemeine Rahmen soll in einzelnen Bezugspunkten durch die folgenden Referenztheorien ergänzt werden: a) Die Transaktionale Analyse b) Das Psychodrama c) Die Neurolinguistische Programmierung Weitere humanistische Ansätze sollen methodisch gesehen zu konkreten Handlungen und Entscheidungen führen. Für den Aufbau struktureller Koppelungen im Unterweisungsprozess ist noch die Themenzentrierte Interaktion von Ruth Cohn als wichtiges Analyse- und Gestaltungselement zu nennen. In der Kommunikationstheorie hat sich als besonders produktiv das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun erwiesen. Ziel ist es nun nicht, so Kösel, eine Einheits-Theorie zu schaffen, sondern eine „Finde-Theorie“ für Didaktisches Handeln mit heuristischem Charakter. Bei dieser Theoriebildung soll eine postmoderne Reflexionskultur angestrebt werden, welche unterschiedliche Auffassungen und Versionen begrüßt. Lehrende und Lernende analysieren gemeinsam ihre je unterschiedlichen Rationalitäts-Muster und sollen einander verstehen und anerkennen. Die didaktischen Prinzipien der Subjektiven Didaktik Die Prinzipien der Subjektiven Didaktik sind in drei Basisbereiche unterteilt: a) Prinzipien des Ich Bereiches
Jeder Lernende beurteilt eine neu zu lernende Information individuell. Dabei nimmt er Inhalte, denen er aufgeschlossen gegenüber steht und die in seine innere Struktur passen schneller auf, als Inhalte, die er ablehnt. Für die Modellierung einer Lernumgebung bedeutet dies, dass eine Information nicht per se interessant für den Lernenden ist. b) Prinzipien des Wir-Bereiches
Menschen bilden miteinander eine soziale Wirklichkeit. Hierbei kann jeder Teilnehmer von einem Minimum gleichartiger Reaktionen im Verlauf einer Interaktion ausgehen. Dieser gemeinsame Konsens macht die Kommunikation erst möglich und jeder Teilnehmer hat ein individuelles Bild davon, was „besprochen“ wurde. In einer Lernsituation muss also darauf geachtet werden, dass die Kommunikation genügend Kopplungspunkte für die Lernenden bietet, damit diese einen Zugang zu der zu vermittelnden Information finden. Dabei ist insbesondere auf die Verständlichkeit der Sprache und den Einsatz verschiedener Medien zu achten. c) Prinzipien des Sachbereiches
Die Aufbereitung der Sache sollte so geschehen, dass sie vom Lernenden leicht angenommen werden kann. Dabei ist jedoch die Heterogenität einer Gruppe zu beachten, die dieses Vorhaben erheblich erschwert. Leistungsmessung dient hier primär dem Lernprozess und nicht der Einteilung in Notenskalen. Demnach sollten Prüfungen nicht am Ende eines Lernprozesses durchgeführt werden, sondern währenddessen, um eine Rückmeldung des bereits gelernten zu erhalten und das weitere Vorgehen dem Fortschritt des Lernerfolgs anzupassen. Abbildung: Abbildung: Konstruktion der Theorie einer Subjektiven Didaktik. aus Kösel 1997, S. 36 |
Allgemeine Didaktik
Didaktik |
Kösel, E.: Die Modellierung von Lernwelten. Ein Handbuch zur Subjektiven Didaktik. 3. Auflage. Laub: Elztal-Dallau 1997
Muster-Wäbs, H., Pillmann-Wesche, R., Ruppel, A.: Planung, Durchführung und Evaluation von handlungs- und produktorientierten Lehr- und Lernsequenzen (HupLL).“ http://www.li-hamburg.de/fix/files/doc/0-hupll-konzept-text-final-2.3.pdf. 2004 n.e.w.institut: Die Subjektive Didaktik Edmund Kösels. www.new-institut.de/index.php?id0239 |
Bernhard, A.; Gruschka, A.: Lernlandschaften des ICH – Edmund Kösels Subjektive Didaktik als Auflösung ihrer selbst. In: Pädagogische Korrespondenz 2002, 29, S. 44-66.
Kösel, E.: Lernkulturen als Lebenswelten von Lernenden und Lehrenden. In: Stadler-Altmann, U. (Hrsg.), Schindele, J. (Hrsg.); Schraut, A. (Hrsg.): Neue Lernkultur – neue Leistungskultur. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 2008 S. 18-40. Kösel, E.: Die Modellierung von Lernwelten, 2. Die Konstruktion von Wissen. Bahlingen: SD-Verl. 2007. Kösel, E.; Scherer, H.: Konstruktionen über Wissenserwerb und Lernwege bei Lernenden. In: Die Schule neu erfinden. Neuwied: Luchterhand. 2002. S. 105-128. |
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