Lehren

Inhaltsverzeichnis:
Kurzdefinition:
Lehren (got: lais-jan = nhd. lehren, sich belehren oder Wissen machen) kann definiert werden als ein Verhalten, bei dem Erfahrungen vermittelt werden, in der der Absicht, Lernen zu bewirken. (vgl. Schröder 1990). Lehren ermöglicht eine Fähigkeit anzueignen oder eine Tätigkeit nachzuahmen.
Beschreibung:
Aspekte

Lehren ist ein zentraler, aber nicht exakt definierter Begriff der Didaktik. Folgende Zuordnungen offenbaren die Vielseitigkeit:

  • Lehrerverhalten
    • Lehren kann anhand des Lehrers im Klassenzimmer beschrieben werden und umfasst folgende unterschiedliche Aktivitäten: Erklären, Fördern, Zeigen, Führen, Verwalten u.ä.(vgl. Schröder 1990)
  • Lehrziele
    • Lehren kann anhand der zu erreichenden Lehrziele analysiert werden. Anhand der drei Haupttypen von Lehrzielen ergeben sich  unterschiedliche Lehrprozesse: Erklären (kognitive Ziele), Sensibilisieren (affektive Ziele) und Vormachen (psychomotorische Ziele)(vgl. Schröder 1990)
  • Komponenten
    • Lehren kann anhand der Komponenten, die das Lernen bestimmen, analysiert werden: Motivieren, Verstärken, Veranschaulichen u.a.(vgl. Schröder 1990)
  • Lerntheorien
    • Lehren kann anhand der Lerntheorien aufgegliedert werden: Schaffung von Reiz-Reaktions-Verknüpfungen, Versuch und Irrtum, Einsicht vermitteln u.a.(vgl. Schröder 1990)

Definition

Lehren bedeutet anderen Wissen und Erkenntnisse zu vermitteln, mit dem Ziel einen Prozess des Lernens zu verursachen und zu fördern.

„Lehren ist ein Verhalten, das Erfahrung vermittelt mit der Absicht Lernen zu bewirken“ (Schröder 1990, S. 32)

Merkmale

  • Lehren ist absichtlich
    • Lernen als Verhaltensänderung stellt sich oft unbewusst ein. Der Lehrprozess wird in der Regel bewusst und absichtlich vollzogen mit dem Ziel einer Erkenntnisvermittelung durch die Kommunikation mit Informationen.
  • Lehren ist lernorientiert
    • Hauptabsicht des Lehrens ist die Lernwirksamkeit. Die Effektivität einer Lernmaßnahme wird durch das Ausmaß des Lernens beim Empfänger bestimmt. Ein Lernerfolg ist aber nicht durch intensive Anstrengung gesichert.
  • Lehren ist rahmengebunden
    • Lehren ist eingebettet in konzeptuelle und institutionelle Rahmen. Gleichwohl werden neben expliziten auch implizite Inhalte vermittelt (heimlicher Lehrplan).

Funktionen

Lehren als Dienstfunktionen bietet Hilfe für eine lernwirksame Auseinandersetzung mit den Gegenständen dieser Welt. Wichtigste Funktionen des Lehrens sind:

  • Initiierungsfunktion:
    • Die fördernde Motivierung und Aktivierung des Lernenden, sich mit den Gegebenheiten lernend auseinanderzusetzen.
  • Übermittlungsfunktion:
    • Die didaktische Umformung und Aufbereitung der Sachverhalte in der Übermittlung durch Medien (meist die Sprache).
  • Stabilisierungsfunktion
    • Die methodische Gestaltung von Anwendungs- und Übungsphasen zur Absicherung des Gelernten gegen das Vergessen (vgl. Schröder 1990).

Formen

Lehren kann in verschiedenen Formen vollzogen werden. Formen des Lehrens sind unterschiedliche Gestaltungsarten des Lehrprozesses zur Erreichung des Lehrziels.

  • Darbietendes Lehren
    • Das darbietende Lehren erhebt das Prinzip der Anschauung zum (allein-) bestimmenden Prinzip des Lehrens. Das Anschauungsprinzip verwirklicht die Forderung des Zurückgehens auf die Anschauung als Grundlage des Unterrichts. Die anschaulich gegebene Wirklichkeit wird in den Mittelpunkt gestellt oder auf Abbildungen, Modelle und Medieneinsatz zurückgegriffen.
    • Der Anschauungsunterricht entfaltet sich als sinngefällige, sachbezogene und demonstrative Lehrform. Aktiv ist vornehmlich der Lehrer, welcher vor der Klasse demonstriert, während die Schüler kaum eigene Aktivitäten zeigen können oder bei der Demonstration höchstens behilflich sein dürfen. Jede weitere Aktivität stört den Unterricht (vgl. Schröder 1990).
  • Erarbeitendes Lehren
    • Erarbeitendes Lehren richtet sich vornehmlich auf die Aktivierung des Schülers aus („learning-by-doing“). Hier dominiert das Prinzip der Selbsttätigkeit, welches in der Reformpädagogik die Arbeitsschulbewegung entscheidend bestimmte. Die Aktivierung des Schülers umfasst manuelle Tätigkeit als auch die freie geistige Tätigkeit.
    • Besondere  Entfaltungsmöglichkeit zeigt das erarbeitende Lehren im „Projektunterricht“ (Dalton-Plan, Winnetka-Plan u.a.) (vgl. Schröder 1990).
  • Exemplarisches Lehren
    • Bildung erfolgt hier bei als „Sich gegenseitiges Erschließen von Mensch und Welt“. Ziel des exemplarisches Lehrens ist die Reduzierung der Stofffülle auf Inhalte, welche bildungswirksam sind, bei gleichzeitiger Erhöhung der tatsächlichen Bildungswirksamkeit (vgl. Schröder 1990).
  • Programmiertes Lehren
    • Programmiertes Lehren zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
    1. Exakt vorgeplantes Unterrichtsverfahren
    2. Lerninhalte in einzelne Lernschritte aufgeteilt
    3. Das Durchlaufen der Lehrschritte passt sich der Lerngeschwindigkeit des Schülers an
    4. Der Schüler wird durch Fragen nach den einzelnen Lernschritten aktiv gehalten und
    5. Er bekommt unmittelbar seinen Lernerfolg zurückgemeldet.
    • Anwendung findet das programmierte Lernen in Lerncomputer bzw. Lernprogrammen, die diese Merkmale als Ziel sehen (vgl. Schröder 1990).
  • Fächerübergreifendes Lehren
    • Beim fächerübergreifenden Lehren erstrecken sich die Unterrichtsinhalte auf verschiedene Unterrichtsfächer. Ein Unterrichtsthema wird ausgewählt und innerhalb der verschiedenen naturwissenschaftlichen, sprachlichen, kulturellen und sportlichen Fächer behandelt (z.B. Umweltschutz).
    • Das fächerübergreifende Lehren zeigt Ähnlichkeit zum Gesamtunterricht der Reformpädagogik. Anstelle der fachspezifischen Aufgliederung in einzelne Unterrichtsfächer wird das kindgemäße und komplexe Ganze an den Anfang und in den Mittelpunkt des Lehrens gesetzt. Zum Tragen kommt hier sowohl die sachlogische als auch die psychologische Orientierung des Lehrprozesses. Neben der Fähigkeit Sachverhalte in übergeordnete Strukturen einzugliedern und Einsicht in sinnvolle Zusammenhänge zu erhalten, sollen hierbei auch soziale und emotionale Aspekte angesprochen werden. Eine besonders ausgeprägte Form des fächerübergreifenden Lehrens ist der Projektunterricht (vgl. Schröder 1990).

Bestimmungsfaktoren des Lehrens

Der Lehrprozess wird unabhängig von den einzelnen Lehrformen von verschiedenen Faktoren bestimmt, welche sich auf den Aufbau des Lehrprozesses, seinen Verlauf und seine Effektivität auswirken:

  • Individuelle Gegebenheiten des Schülers (Fähigkeitsentwicklung, Interessenlage, Lernfortschritt)
  • Lehrgeschick des Lehrers (Fähigkeit zur Motivierung der Schüler, Vermittlung der Lehrinhalte, Sicherung der Lernerfolge)
  • Art der Lehrziele (Erkenntnisgewinnung, Einsichtsvermittlung, Fähigkeitsentfaltung)
  • Lehrinhalte (Lehrstoffe im sprachlich-kulturellen Bereich, im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich)
  • Lehrmethode (darbietendes, erarbeitendes, exemplarisches, programmiertes, fächerübergreifendes Lehren) (vgl. Schröder 1990).

Lehren als Instruktionsoptimierung

Jede Optimierung der Instruktion erfordert die Kennzeichnung der Kriterien nach „besser“ oder „schlechter“.  Hierzu gehören folgende Entscheidungen als Beispiel:

  • Anzahl der Schüler, die das gesetzte Ziel erreichen sollen
  • Maß an Differenzierung und Individualisierung
  • Qualität der Lernatmosphäre (ruhig, entspannt, laut)
  • Unterscheidung der Zielfestlegung für Basiscurricula (für alle) und Differenzierungscurricula (für bessere Schüler)

Grundsätzlich gilt: „Gleiche Lernzeit, gleiche Lernmethoden und gleiche Lernhilfen führen bei unterschiedlichen Lernvoraussetzungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu unterschiedlichen Lernleistungen“ (Weinert 1974).

Bei der Planung und Durchführung von effektiven (optimalen) Instruktionen gelten unter der Voraussetzung, dass keine Normalverteilung der Lernleistungen angestrebt wird, dass:

  • möglichst zahlreiche Schüler das Lernziel erreichen,
  • kein Leistungsdruck erwünscht ist,
  • eine entspannte Lernatmosphäre dominiert und
  • die individuelle Lernvoraussetzungen der Schüler weitgehend berücksichtigt werden.

Hieraus ergeben sich folgende acht Ansätze der Instruktionsoptimierung:

  1. das Lernziel
  2. die individuelle Lernvoraussetzungen
  3. die Angleichung der Lernvoraussetzung vor Beginn des eigentlichen Lernprozesses
  4. die Analyse der Lernaufgabe
  5. die Motivierung der Lernenden
  6. die Steuerung und Unterstützung des Lernvorgangs durch geeignete Instruktionsverfahren
  7. die Erfassung des Lernergebnisses durch Lernzielorientierte Tests und
  8. die zusätzlichen Lernhilfen bei Nichterreichung des Lernzieles (vgl. Schröder 1990).
Interne Verweise:
Didaktik

Lernen

Lerntheorien

Verwendete Quellen:
Schröder, H.: Lernen und Lehren im Unterricht. Grundlagen und Aspekte der Allgemeinen Didaktik. München: Oldenbourg. 1990.
Weiterführende Literatur:
Klauer, K. J., Leutner, D.: Lehren und Lernen. Einführung in die Instruktionspsychologie (1. Aufl.). Basel: Beltz. 2007.

Geisert, E.: Lehren Bilden Erziehen. Probleme des Unterrichts. Theorie und Praxis. Bühl/Baden: Konkordia Verlag. 1960.

Steindorf, G.: Grundbegriffe des Lehrens und Lernens (2. Aufl.). Regensburg: Klinkhardt. 1984.

Schröder, H.: Lernen-Lehren-Unterrichten. Lernpsychologie und didaktische Grundlagen (2. Aufl.). München: Odenbourg. 2002.

Internetverweise:
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Materialien:
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