Kompetenzorientierter Unterricht
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Kompetenzen sind erlernbare, mental befestigte, auf Wissen basierte Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche eine erfolgversprechende Bewältigung gewisser Anforderungssituationen begünstigen. Ferner stellt Kompetenz die Verknüpfung zwischen Wissen und Können her. Im Unterricht werden sogenannte Fachkompetenzen und überfachliche Kompetenzen entwickelt. |
Bei der Kompetenzvermittlung unterscheidet man zwischen zwei Hauptfeldern: zum Einen die fachliche und zum Anderen die überfachliche Kompetenzvermittlung (vgl. Lersch 2007, S. 36f.). Bei der fachlichen Kompetenzvermittlung können eindeutige Aussagen zu den Komponenten und Niveaus verfasst werden. Hierzu kann zum Beispiel das Erlernen von Problemlösungsstrategien im Fach Mathematik gezählt werden. Das eigenständige Problemlösen, Diagnostizieren, Argumentieren, Modellieren und Diskutieren soll gefordert und gefördert werden. Damit soll auf nachhaltiges Lernen abgezielt werden und die Schüler*innen dazu befähigen, bereits gelerntes Wissen auf neue Themenkomplexe zu übertragen- also ihr Wissen in Können umsetzen. Ein Vorteil fachlicher Kompetenzvermittlung bietet die Möglichkeit der Überprüfbarkeit durch Vergleichsarbeiten, Tests oder Hausaufgabenüberprüfungen.
Überfachliche Kompetenzen werden im Kontext von Lehr- und Lernbeziehungen vermittelt. Meist werden sie in einem impliziten Lernprozess vermittelt und verinnerlicht. Darunter zählen Organisationsfähigkeit, Eigeninitiative, kooperatives Verhalten usw. Durch vorbildliches Verhalten der Lehrkraft, verbindlichen Regeln und durch Formen gewaltfreier Konfliktlösung kann der Lernprozess zur Aneignung überfachlicher Kompetenzen verstärkt werden. Die Forderung nach Kompetenzorientiertem Unterricht wurde nicht zuletzt durch das schlechte Abschneiden bestimmter Länder bei Vergleichsstudien wie TIMSS, PISA und IGLU publik. Durch die maßgebliche Inputlenkung im Schulbereich und die Output- Orientierung vieler Lehrkräfte wurde zwar das fachliche Wissen und die Lehrplanforderungen erfüllt, die Kompetenzvermittlung blieb jedoch weitestgehend auf der Strecke. Als Rückwirkung darauf beschloss die KMK mit dem Entschluss vom 4.12.2003, Bildungsstandards für den mittleren Bildungsabschluss in Form von Regelstandards für sämtliche Schulformen festzuhalten (vgl. Drieschner 2008, S. 47ff.). Kompetenzorientierter Unterricht soll daher versuchen Lernziele und Kompetenzvermittlung zu vereinen und in die Unterrichtsplanung mit einzubeziehen. Kompetenzen werden im Laufe des Lehr- und Lernprozesses erworben, bedürfen daher einer langfristigen Planung und setzen eine hinreichende Auseinandersetzung mit den Lernzielen voraus. Sinnvoll ausgewählte Methoden, die einen Kompetenzentwicklungsprozess unterstützen, müssen ebenso in die Unterrichtsplanung einbezogen werden wie die Heterogenität der Klasse bezüglich des Vorwissens, der Geschlechterverteilung, des Alters usw. „Learning by doing“ heißt hier die Devise. Durch motivierende Materialien, geeignete Problemstellungen und Arbeitsformen und vor allem durch klar formulierte Zielvorgaben sollen die Schüler*innen in der Lage sein ihr Wissen auf neue, komplexere Themenfelder anzuwenden. Die Rolle der Lehrkraft geht von der reinen Instruktion zur Moderation über, sodass eine aktive Beteiligung der Schüler*innen gewährleistet werden kann. Die Hinwendung zur Schüler*innenzentriertheit ist ein Schlüsselelement Kompetenzorientierten Unterrichts. Wissen soll simultan „nach hinten“ befestigt und „nach vorne“ anpassungsfähig gemacht werden. Es gibt drei Phasen, in denen Wissen vermittelt, vertieft und angeeignet wird. Die Vermittlungsphase stellt eine empfängliche Phase dar, in der Lernende etwas erläutert bekommen. In der zweiten Phase, der Vertiefungs- oder Wiederholungsphase, werden Sachverhalte abermals aktiv erschlossen. Die darauf folgende und letzte Phase, die Aneignungsphase, stellt die wichtigste Phase bezüglich der Kompetenzorientierung dar. In dieser Phase werden Lerninhalte durch die Schüler*innen aktiv angeeignet. Für angehende Lehrer und Lehrerinnen stellt dies einen zusätzlichen Mehraufwand in Studium und Beruf dar, welcher jedoch mit geeigneten Methoden und genug Übung zu nachhaltigem Lernen seitens der Schüler*innen führen kann. Des Weiteren stellt die Erfüllung des Lehrplans oftmals die Kompetenzförderung hinten an. Nicht selten muss sich die Lehrkraft entscheiden den Fokus auf die Vermittlung von Fachwissen zu legen, um den Erfordernissen des Lehrplans gerecht zu werden. Oder sich der zeitintensiven Kompetenzförderung hinwenden und gegebenenfalls nicht den gesamten „Stoff“ des Lehrplans durchzubringen. Jedoch muss versucht werden, einen geeigneten Mittelweg zu finden, in dem beide Bereiche abgedeckt werden und keiner vernachlässigt werden muss. Denn erst wenn Fachwissen und Kompetenzaneignung gleichermaßen vermittelt werden, kann nachhaltiges Lernen gewährleistet werden. Im Kontext des kompetenzorientierten Unterrichts ist ferner der Begriff der „Handlungsdisposition“ erwähnenswert: Kompetenzen sind demzufolge Eigenschaften selbstorganisierten Handelns, sind Selbstorganisationsdispositionen; wohingegen unter Qualifikationen Ansichten eines gleichsam selbsttätig abgeforderten Prüfungshandelns, […] Wissens- und Fertigkeitspositionen begriffen werden (vgl. Erpenbeck, von Rosenstiel 2007, S. XIX). Kompetenzen werden als Eigenschaften persönlicher und organisationeller Selbstorganisation bezeichnet, welche sich im Agieren ausdrücken und verwirklichen. Kompetenz bringt im Gegensatz zu anderen Lernergebnissen/ Konstrukten wie etwa Können, Fertigkeiten oder Fähigkeiten die als Dispositionen verfügbaren Selbstorganisationsleistungsfähigkeiten eines Menschen zum Ausdruck (vgl. Kirchhöfer 2004, S. 63). |
Bildungsstandards
EIS-Prinzip Entdeckendes Lernen Handlungsorientierter Unterricht Interaktion Lernen lernen Medienkompetenz Schlüsselqualifikationen Üben |
Drieschner, E.: Bildungsstandards praktisch: Perspektiven kompetenzorientierten Lehrens und Lernens. Wiesbaden: VS Verlag. 2008.
Erpenbeck, John; von Rosenstiel, Lutz: Einführung. In: dies. (Hrsg.), Handbuch Kompetenzmessung: Erkennen, Verstehen und Bewerten von Kompetenzen in der betrieblichen, pädagogischen und psychologischen Praxis. 2. Auflage. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. 2007. S.XVII-XLVI. Kirchhöfer, D.: Lernkultur Kompetenzentwicklung: begriffliche Grundlagen. Berlin: Arbeitsgemeinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung e.V., Projekt Qualifikations-Entwicklungs-Management 2004. |
Braun, J.-P.: Leitfaden zur kompetenzorientierten Unterrichtsplanung. Anregung für Studierende, Lehramtsausbildung, Fortbildung, Schulaufsicht und schulische Fachgruppe, Lengede: http://www.studienseminar-eschwege.de/WebServerSTS/filebase/Arbeitsmaterialien/Kompetenzorientierung/leitfaden_unterrichtsplanung.pdf. 2008. Fahse, C.: Wie unterrichtet man Kompetenzen? Anregungen für die Unterrichtspraxis. MNU, 57. Jg., 8/2004, S. 460-464.Poloczek, Jürgen: Kompetenzorientierter Unterricht, Frankfurt 2007. URL/AVL: http://www.informatik.uni-frankfurt.de/~poloczek/MNU-Tagung-2007-09-27/kompetenzorientierter_Informatikunterricht.pdf (Stand: 14:03.2010).Ziener, G.: Bildungsstandards in der Praxis. Kompetenzorientiert unterrichten. Seelze-Velber: Kallmeyer Verlag, 2009. |
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Leisen, J.: Kompetenzorientiert unterrichten Zeiger, A. et al.:Leitartikel zum kompetenzorientierten Unterricht |
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