Themenzentrierte Interaktion

Kurzdefinition:
Das Konzept der Themenzentrierten Interaktion (TZI) beschäftigt sich mit der Interaktion in Gruppen. Dabei zielt es auf ein besseres und ganzheitlicheres Verständnis von dort stattfindenden Lernprozessen. In diesen Lehr- und Lernprozessen geht es niemals nur um die Sache mit dem Lerninhalt, vielmehr spielen die Bedürfnisse des einzelnen Lernenden, aber auch die der gesamten Gruppe eine Rolle.
Beschreibung:
Die Themenzentrierte Interaktion ist ein von Ruth Cohn (1989; 1990) vorgelegtes Konzept der Interaktion von Gruppen und wurde ursprünglich als „Lebendiges Lernen“ bezeichnet. „Damit sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass der Mensch mit all seinen Potentialen auf den Gebieten der Wahrnehmung, des Verstandes, des Gefühls, des Körpers in einen Lernprozess engagiert sein kann und in Interaktion mit einer Gruppe an der Lösung einer Aufgabe, an der Bearbeitung eines Themas, einer Sache, dem Es (It) beteiligt ist und dies unter der Beachtung des Umfeldes (Globe) im engeren und weiteren Sinne.“ (Ewert 2008, S. 17). Das Konzept versucht dazu Vorgehensweisen zu entwickeln, die zum einen gewährleisten, dass die in der Gruppe diskutierten Themen bearbeitet werden können und zum anderen die Bedürfnisse der beteiligten Personen angemessene Berücksichtigung finden.

Dazu ist es erforderlich drei Faktoren in einer dynamischen Balance zu halten (vgl. Spielmann 2009, S. 141f.):

  • Die Ich-Ebene: Die Persönlichkeit des jeweiligen Gruppenmitglieds mit ihren Ansprüchen und Bedürfnissen;
  • Die Wir-Ebene: Die Gruppe mit deren entsprechenden Bedürfnissen;
  • Die Sach- bzw. Es-Ebene: Das Thema über das die Mitglieder reden und arbeiten.

Diese drei Ebenen beeinflussen sich wechselseitig. Für ein erfolgreiches Arbeiten bzw. Lernen ist die Balance zwischen diesen drei Polen zu gewährleisten. Es sei jedoch erwähnt, dass das jeweilige Thema nicht nur von den beiden genannten Faktoren beeinflusst wird, sondern auch durch das jeweilige Umfeld (Globe), also u.a. von sozialen, politischen und organisatorischen Faktoren.

Die grundsätzliche Vorgehensweise der TZI kann anhand der zugrunde liegenden Regeln verdeutlicht werden (vgl. Klein 2001, S. 304):

  • Sei Dein eigener Chairman: Ziel ist es, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Jede Person trägt Verantwortung für die Reflexion eigener Gedanken, Wünsche und Ideen und muss entscheiden, was sie wann, wem und wie sagen oder wünschen möchte.
  • Störungen angemessen Raum geben: Irritationen unterschiedlicher Art (Schmerzen, Abneigung oder Vorurteile) können die offene aktive Mitarbeit in der Gruppe beeinträchtigen. Hier soll die Person die Störung benennen, zum einen, um für Transparenz zu sorgen, zum anderen um die Grundlage zur Störungsbeseitigung zu schaffen. Aus Sicht des Ansatzes der TZI wird der Zeitaufwand zur Beseitigung der Störung in der Regel durch eine anschließend effizientere Arbeit aufgefangen.

Darüber hinaus wurden durch Cohn (zitiert nach Klein 2001, S. 305ff.) sogenannte Hilfsregeln formuliert:

  • Vertritt Dich selbst und sprich per „ich“
  • Stelle möglichst nur Informationsfragen
  • Seitengespräche haben Vorrang
  • Nur einer zur gleichen Zeit
  • Sei authentisch und selektiv in Deiner Kommunikation
  • Beachte die Signale Deines Körpers und achte auf solche Signale auch bei anderen
  • Nenne Deine persönlichen Reaktionen und stelle Interpretationen so lange wie möglich zurück

Die Anwendung der obigen Regeln bedeutet für alle Beteiligten – auch in klassischen Lehr- und Lernsituationen – einen hohen Aufwand. Zum einen sind aus den Regeln entsprechende Einstellungen und Haltungen zu entwickeln, zum anderen bedarf es auch der Einführung und Einübung verschiedener Arbeits- und Kommunikationstechniken. Ruth Cohn sieht jedoch in einer durch diese „Regeln“ entstehenden selbstbewussten Kommunikation einen nachhaltigen Schritt in der Entwicklung der Persönlichkeit (vgl. Gehm 1994S.123).

Interne Verweise:
Angemessenheit

Bedingungsanalyse

Differenzierung

Interaktion

Lebendiges Lernen

Lernerorientierung

Motive

Subjektive Didaktik

Verwendete Quellen:
Ewert, F.: Themenzentrierte Interaktion und pädagogische Professionalität von Lehrerinnen und Lehrern. Wiesbaden: VS Verlag. 2008.

Gehm, T.: Kommunikation im Beruf: Hintergründe, Hilfen, Strategien. Weinheim: Beltz Verlag. 1994.

Klein, S.: Trainingstools: 19 Methoden aus der Psychotherapie für die Anwendung im Training. Ein Nachschlagewerk für Trainer und Personalentwickler. Offenbach: Gabal Verlag. 2001.

Spielmann, J.: Was ist TZI. In: Schneider-Landolf, M. & Spielmann, J. & Zitterbarth, W. (Hrsg.): Handbuch Themenzentrierte Interaktion. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 2009.

Weiterführende Literatur:
Cohn, R. C.: Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion. Von der Behandlung einzelner zu einer Pädagogik für alle. Stuttgart: Klett-Cotta. 1990.

Gudjon, H.: Didaktik zum Anfassen. 3. Auflage. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 2003.

Langmaak, B.: Einführung in die Themenzentrierte Interaktion. 3. Auflage. Weinheim: Beltz Verlag. 2004.

Internetverweise:
Wir weisen darauf hin, dass die aufgelisteten Seiten nicht Teil des Didagma-Projektes sind. Daher übernehmen wir keine Haftung für die Inhalte und die Richtigkeit dieser Seiten. Falls der Link defekt, oder der Seiteninhalt unpassend sein sollte würden wir uns freuen darüber informiert zu werden.

Tietje, F.: Einführung in die Themenzentrierte Interaktion(TZI)

TZI – Themenzentrierte Interaktion

Quilling, K.: Themenzentrierte Interaktion – TZI

Materialien:

Verantwortlich: Rolf Arnold, FB Pädagogik, TU Kaiserslautern und Hans-Jürgen Wiegerling;

« Back to Glossary Index