Inszenierungsmuster

Kurzdefinition:
Inszenierungsmuster des Unterrichts beinhalten Beschreibungsmerkmale, um einen Unterricht aus einer distanzierten Beobachtungsperspektive reflexiv zu charakterisieren oder konstruktiv und abwechslungsreich zu gestalten.
Beschreibung:

Inszenierung ist ein Begriff aus dem Bereich des Theaters und bedeutet so viel wie in  »Szene setzen«. Husmann (2008, S. 30) bezieht sich in diesem Zusammenhang auf eine Theateraufführung, bei der eine gute Inszenierung den Vorgang von Planung, Erprobung und Entscheidung für eine Strategie des Handelns beinhaltet, bei der eine Situation gestaltet wird und ein bestimmtes Ergebnis als zu erreichendes Ziel angestrebt wird. „Auf Schule bezogen heißt das, dass wir immer mit Inszenierungen zu tun haben. Es geht nicht anders. Es geht dabei nicht nur um die Inszenierung unserer Selbst als Lehrpersonen, sondern um die Inszenierung eines Stücks.“ (Husmann 2008, S. 32).

Die Inszenierung im Unterricht soll dabei sicherstellen, dass bei den Schülerinnen und Schülern ein Lern- bzw. Aneignungsprozess aktiviert wird. „Aneignung zumuten im schulischen Unterricht ist in seiner Grundstruktur eine in sich spannungsvolle Operation: Es geht um die Bewegung zwischen den Heranwachsenden und den Inhalten.“ (Collmar 2004, S. 268). Unterricht muss hier den Fokus der Psychologik und Sachlogik, d.h. die Erfahrungswelt des Lernenden und die inhaltlichen Erfordernisse, miteinander verbinden. Inszenierungsmuster dienen dazu, didaktische Unterrichtsentwürfe mit Phantasie zu gestalten.

Meyer (1994, S. 403) nennt zum Beispiel für die Durchführung eines handlungsorientierten Unterrichts auf der Makroebene der Unterrichtsgestaltung folgende Inszenierungsmuster:

  • Werkstatt, Labor, Expedition, Theater, Gemeinde.

Inszenierungsmuster sind dabei aber nicht nur positive Bilder darüber, wie Schule und Unterricht gestaltet werden können. Inszenierungsmuster spiegeln auch die gewohnheitsmäßige Realisierung und Gestaltung von Schule wieder, wie sie externe Beobachter*innen beschreiben können. Jank & Meyer (2008, S. 114f.) nennen dazu folgende Beispiele:

  • Schule als Museum, Modell Faktenschleuder, Modell-Lern-Werkstatt, Expedition ins Ungewisse, Lust-und-Laune-Schule, Gefängnis-Schule

Als allgemeine Elemente der Mikrodidaktik, die für jeden Unterricht gelten, werden durch Meyer (2007, S. 75f.) dazu Inszenierungstechniken beschrieben. Diese dienen der Gestaltung von Unterricht, um die Gesamtinszenierung zum Ziel zu führen. Er nennt aus 1000 möglichen Inszenierungstechniken exemplarisch

  • verlangsamen, beschleunigen, verkleinern, zeigen, modellieren, dramatisieren, provozieren, verfremden, verrätseln.
Interne Verweise:
Angemessenheit

Didaktische Reduktion

Didaktische Struktur und Entscheidungsebenen

Differenzierung

Genetisches Lehren und Lernen

Handlungsorientierter Unterricht

Lebendiges Lernen

Methoden

Unterrichtskonzepte

Verwendete Quellen:
Collmar, N.: Schulpädagogik und Religionspädagogik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 2004.

Husmann, B.: Inszenierung und Unterricht. Oder man kann nicht nicht inszenieren. In: Klie, T. & Leonhard, S. (Hrsg.): Performative Religionsdidaktik. Stuttgart: Kohlhammer. 2008, S. 26-37.

Jank, W. & Meyer, H.: Didaktische Modelle. 10. Auflage. Berlin: Cornelsen Verlag. 2008.

Meyer, H.: Unterrichtsmethoden. Teil 1. 7. Auflage. Frankfurt/M.: Cornelsen Verlag. 1994.

Meyer, H.: Was ist guter Unterricht. 7. Auflage. Berlin: Cornelsen Verlag. 2010.

Weiterführende Literatur:
Rodhe, D.: Was heißt lebendiger Unterricht. Marburg: Tectum Verlag. 2003.

Weigmann, J.: Unterrichtsmodelle für Deutsch als Fremdspache. 4. Auflage. Ismaning: Hueber Verlag. 1999.

Internetverweise:
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Hugener, I.: Sichtstrukturen schweizerischen und deutschen Mathematikunterrichts in ihrer Beziehung zu Schülerwahrnehmung und Lernleistung – eine Videostudie

Hugener, I. et al.: Inszenierungsmuster, kognitive Aktivierung und Leistung im Mathematikunterricht

Materialien:

Verantwortlich: Rolf Arnold, FB Pädagogik, TU Kaiserslautern und Hans-Jürgen Wiegerling;

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