Gestaltungsorientierte Mediendidaktik

Kurzdefinition:

Die gestaltungsorientierte Mediendidaktik beinhaltet eine spezifische Sichtweise des Einsatzes unterschiedlicher Medien in Lehr-Lern-Prozesse. In diesem konstruktivistisch geprägten Ansatz von Michael Kerres wird der Frage nachgegangen, wie die Potentiale vor allem der neuen, digitalen Medien ausgeschöpft werden können um einen Mehrwert gegenüber anderen Vermittlungsformen zu erreichen.

Beschreibung:

Der übergreifende Begriff der Mediendidaktik umfasst im Allgemeinen die verschiedenen Funktionen und Wirkungen von unterschiedlichen Medien in Lehr-Lern-Prozessen. Dabei steht stets die Zielsetzung im Vordergrund, die jeweiligen Lehr- und Lernprozesse zu optimieren und zu effektiveren (vgl. Tulodziecki 2005).

Aufgabe einer konstruktivistisch geprägten »gestaltungsorientierten« Mediendidaktik (Kerres 2001; 2005) ist es, mögliche didaktische Implikationen für die jeweiligen Bildungsanliegen zu formulieren. Das Aufgabenfeld der gestaltungsorientierten Mediendidaktik wird dabei wie folgt beschrieben:

„Das Anliegen einer gestaltungsorientierten Mediendidaktik besteht darin, Wege aufzuzeigen, wie Potenziale der neuen Medien eingelöst werden können“ (Kerres 2007, S. 173).

Die didaktische Konzeption beruht dabei insbesondere auf dem didaktischen Planungsmodell nach Paul Heimann, welches als Planungs- und Analyseraster für den Schulunterricht entwickelt wurde (vgl. de Witt & Czerwionka 2007). Dabei plädiert Kerres für eine inhaltliche Legitimation einer eigenständigen Mediendidaktik neben der Allgemeinen Didaktik, da sich insbesondere die Zielgruppen und wissenschaftlichen Anknüpfungspunkte deutlich unterscheiden (vgl. Kerres 2007). Die Umsetzung einer solchen Konzeption wird in der »gestaltungsorientierten Mediendidaktik« deutlich, deren zentrales Forschungsanliegen es ist, „die Tragweite und Reichweite dieser didaktischen Implikationen solcher theoretischen Modelle bei der Lösung bestimmter Bildungsanliegen und -probleme zu eruieren“ (Kerres & de Witt 2004, S. 16).

Das Modell will die spezifischen Potentiale und Einsatzmöglichkeiten des Lernens und Lehrens mit digitalen Medien aufzeigen, welche auch bei der Implementierung digitaler Medien in die Schule herangezogen werden können. Inzwischen konnte vielfach nachgewiesen werden, dass die Nutzung von digitalen Medien in Lehr-Lern-Situationen nicht zwangsläufig zu einer Verbesserung des Lernens oder zu Kosteneinsparungen führt (vgl. Russell 2001). Nach Kerres (2007) beinhaltet die Nutzung digitaler Medien eine potentiell andere Lehr-Lernmethoden, eine andere Lernorganisation sowie kürzere Lernzeiten. Die gestaltungsorientierte Mediendidaktik bietet einen Rahmen, diesen möglichen Mehrwert auch unter dem häufig erhöhten Aufwand zu gewährleisten in dem folgende vier Eckpunkte Berücksichtigung finden:

  1. „Ein Vorhaben muss immer ein Bildungsproblem oder, allgemeiner ausgedrückt, ein Bildungsanliegen ansprechen. […]
  2. Es geht nicht darum, die eine, ‚beste‘ didaktische Methode zu finden und anzuwenden. […]
  3. Ein Vorhaben ist an Parametern des didaktischen Feldes auszurichten. […]
  4. Die Medienkonzeption muss den Mehrwert gegenüber anderen (ggfs. bereits etablierten) Lösungen aufzeigen. […]“ (Kerres 2007, S. 173).

Diesem Rahmen liegt die Auffassung zugrunde, dass es – ebenso wie bei anderen Lehr-Lern-Methoden – nicht die eine ideale Lösung gibt, sondern jeweils situativ eine andere Auswahl sinnvoll ist. Didaktische Einflussgrößen sind beispielsweise die Medien- und Methodenkompetenzen der Lehrenden und Lernenden, Erwartungen, gesellschaftliche Trends, … (vgl. Kerres 2007).

Interne Verweise:
Allgemeine Didaktik

Mediendidaktik

Medieneinsatz

Verwendete Quellen:
De Witt, C. & Czerwionka, Th.: Mediendidaktik – Studientexte für Erwachsenenbildung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag. 2007.

Kerres, M.: Gestaltungsorientierte Mediendidaktik und ihr Verhältnis zur Allgemeinen Didaktik. In: Peter Stadtfeld; Bernhard Dieckmann (Hrsg.), Allgemeine Didaktik im Wandel. Heilbrunn: Klinkhardt Verlag. 2005. S. 214-234.

Kerres, M.: Zum Selbstverständnis der Mediendidaktik—eine Gestaltungsdisziplin innerhalb der Medienpädagogik? In: Sesink, W. & Kerres, M. & Moser, H. (Hrsg.), Jahrbuch Medien-Pädagogik 6. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2007. S. 161-178.

Kerres, M. & de Witt, C.: Pragmatismus als theoretische Grundlage für die Konzeption von eLearning. In: Meyer, H. O. & Treichel, D. (Hrsg.): Handlungsorientiertes Lernen und eLearning. München: Oldenbourg. 2004. S. 77-99.

Russell, Th. L.: The no significant difference phenomenon: a comparative research annotated bibliography on technology for distance education. Fifth edition. Raleigh, N.C.: IDECC. 2001.

Tulodziecki, G.: Zur Situation der Medienpädagogik in der Bundesrepublik Deutschland. Medienpädagogik [www.medienpaed.com]. 6. Jg. 2005.

Weiterführende Literatur:
Kerres, M.: Multimediale und telemediale Lernumgebungen. Konzeption und Entwicklung. München: Oldenbourg. 2001.

Moser, H.: Einführung in die Netzdidaktik: Lehren und Lernen in der Wissensgesellschaft. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag. 2008.

Internetverweise:

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Kerres, M., & de Witt, C. (2011).- Zur (Neu-) Positionierung der Mediendidaktik: Handlungs- und Ge-staltungsorientierung in der Medienpädagogik

Universität Duisburg-Essen – Gestaltungsorientierte Mediendidaktik und ihr Verhältnis zur Allgemeinen Didaktik (Michael Kerres)

Materialien:

Verantwortlich: Rolf Arnold, FB Pädagogik, TU Kaiserslautern und Markus Lermen;

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