Ermöglichungsdidaktik

Kurzdefinition:

Mit dem Begriff der Ermöglichungsdidaktik wird ein Lehr-Lernprozesses charakterisiert, der Lernen unter Verweis auf das Technologiedefizit von Lehren ermöglichen soll. Der Begriff charakterisiert, dass es im Unterricht keine direkte und kausale Erzeugung von Lernen gibt. Lernen erfolgt hier durch Aneignung.

Beschreibung:

Die Erkenntnis systemischen und konstruktivistischen Denkens ist, dass Lernen bei Schüler*innen nicht erzeugt werden kann. D.h., der Input hinsichtlich der Lernzielformulierung und der darauf ausgerichteten Unterrichtsplanung und –gestaltung stimmen nicht deterministisch mit dem Output überein. „Der Vermittlungsaspekt verlagert sich unter dieser Perspektive auf die aktive Aneignung durch die lernende Person. Die Linearität zwischen Input und Output wird aufgehoben zugunsten eines prinzipiell multifaktoriellen Inputs, dessen autopoietische Verarbeitung im Einzelnen eine neue Struktur entstehen lässt, die zu mannigfaltigen Ausdrucksformen führen kann.“ (Arnold & Gomez Tutor 2007, S. 94)

Inhalte werden demnach nicht durch die Lehrenden an die Schüler*innen transportiert, sondern entsprechend der Aneigungsperspektive methodisch derart aufbereitet, dass sich die Aktivität des Lernens auf die Lernenden überträgt. „Der Lehrer arrangiert zwar weiterhin die Lernsituation […] doch plant und gestaltet er den Lernprozess weniger in Form von Impulsen und Dauervortrag […] als vielmehr in der Form von Lernfragen, Aufgabenstellungen, Hilfen und Beratung […]. Er schafft somit die Bedingungen für die Selbstorganisation der Lernenden.“ (Arnold 1993, S. 53). Es wird in diesem Zusammenhang durch Schüßler (2003, S. 90f.) auch vom „Systembild des Lernenden“ gesprochen, was folgende didaktische Konsequenzen beinhaltet:

  • Selbsterschließung von Bildungsgehalten
  • Realisierung und Begleitung von Lernprojekten
  • Reflexion von Wirklichkeitskonstruktionen im Dialog
  • Entwicklung reflexiven Wissens
Interne Verweise:
Genetisches Lehren und Lernen

Informationstheoretisch-kybernetische Didaktik

Konstruktivismus

Konstruktivistische-Systemtheoretische Didaktik

Verwendete Quellen:
Arnold R.: Natur als Vorbild. Frankfurt: VAS. 1993.

Schüßler, I.: Ermöglichungsdidaktik – eine didaktische Theorie? In: Arnold, R. & Schüßler, I.: Ermöglichungsdidaktik – Erwachsenenpädagogische Grundlagen und Erfahrungen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag. 2003, S. 76-99.

Arnold, R./Gómez Tutor, C.: Grundlinien einer Ermöglichungsdidaktik. Augsburg: Ziel Verlag. 2007.

Weiterführende Literatur:
Arnold, R.: Die ermöglichungsdidaktische Wende in der Berufsbildung. Anmerkungen zur Integration von erfahrungsorientiertem und intentionalem Lernen. In: Berufsbildung. Nr. 57, 53, 1999, 6, S.2.

Arnold, R.: Konstruktivistische Ermöglichungsdidaktik. In: Arnold, R& Gieseke, W. & Nuissl, E. (Hrsg.): Erwachsenenpädagogik. Zur Konstitution eines Faches. Band 18 der Schriftenreihe „Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung“. Baltmansweiler: Schneider Verlag. 1999, S. 18-28.

Arnold, R. & Lermen, M.: Lernkulturwandel und Ermöglichungsdidaktik – Wandlungstendenzen in der Weiterbildung. In: QUEM-report-Heft „Weiterlernen – neu gedacht“ (Nr. 78). Berlin 2003, S. 23-33

Internetverweise:

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Ermöglichungsdidaktik – Der DIE-Wissensbaustein für die Praxis

QUEM Report – Weiterlernen neu gedacht

Materialien:
Ermöglichungsdidaktik

Verantwortlich: Rolf Arnold, FB Pädagogik, TU Kaiserslautern und Isa-Dorothe Gardiewski; Thomas Prescher;

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